AWO-Sozialbarometer zeigt: Bürger blicken skeptisch auf die finanzielle Absicherung im Pflegefall

11 11 2014

Berlin, 11. November 2014. „Immerhin 41 Prozent der Bevölkerung sind in Sorge um eine gute Versorgung im Pflegefall“, so der AWO Vorstand Brigitte Döcker anlässlich des aktuellen AWO Sozialbarometers zum Thema „Zukunft der Pflege“. Zwar sagten 55 Prozent, sie seien finanziell ausreichend abgesichert. In der Gehaltsgruppe mit einem monatlichen Einkommen unter 1.500 Euro sehen dies jedoch nur noch 42 Prozent so und 54 Prozent fühlen sich nicht ausreichend abgesichert. „Dies stimmt umso nachdenklicher, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Menschen sich oftmals keine zusätzliche Privatversicherung leisten kann.“

In diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse des AWO Sozialbarometers mit Blick auf die Frage, ob der Anteil privater Vorsorge zur Finanzierung der Pflege angehoben werden sollte, einzuordnen. Nur 29 Prozent plädieren dabei für ein Mehr an privater Vorsorge. 57 Prozent der Befragten hingegen sehen in der Erhöhung der Beträge zur derzeitigen Pflegeversicherung ein Mittel. „Die Befragten zeigen eine wohltuend realistische Einschätzung der Lage“, betont Döcker. Allen Beobachtern sei klar: Die Zahl der Erwerbstätigen – und damit auch die Zahl der Beitragszahler – sinkt; die Zahl der Leistungsempfänger wird angesichts der demografischen Entwicklung kontinuierlich zunehmen. Das heißt, die Ausgaben werden steigen. Umso dringender sei ein weitreichendes Gerechtigkeits- und Finanzierungsverständnis in Politik und Gesellschaft, „um den Menschen die Sorge vor dem Alter oder als Pflegebedürftiger zu nehmen“, so das AWO-Vorstandsmitglied.

Die Zukunft von Pflege erfordert an vielen Stellen ein Umdenken bei allen Verantwortlichen. Eine integrierte, alle Bürger umfassende gesetzliche Pflegeversicherung und eine Beitragspflicht, die alle Einkommen erfasst, gewährleisteten eine hinreichende Finanzierungsgrundlage. Zwar würden immer wieder Argumente ins Feld geführt, dass eine sogenannte Bürgerversicherung administrativ und rechtlich nicht umsetzbar sei. „Dies hat die AWO allerdings vor geraumer Zeit mit seriösen Gutachten widerlegt und gegenüber den politisch Verantwortlichen auch kommuniziert“, konstatiert Döcker. Demnach ist die Pflege-Bürgerversicherung nicht nur gerecht, sondern auch ohne zusätzliche Kosten umsetzbar. Sie würde allen Bürgern eine ausreichende Absicherung gewährleisten, Leistungsverbesserungen ermöglichen und eine private Zusatzversicherung überflüssig machen.

Das AWO-Sozialbarometer fragt nach sozialpolitisch relevanten Themen in Deutschland. Die Studie wird von TNS-Infratest durchgeführt.

Weitere Informationen unter http://www.awo-sozialbarometer.org





AWO-Umfrage zeigt: Unbehagen der Bürger angesichts wachsender sozialer Ungleichheit

1 08 2014

Berlin, 01. August 2014. 88 Prozent aller Bürger sind der Meinung, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich in den letzten zehn Jahren „eher größer geworden“ sind. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen AWO Sozialbarometers. „Die Menschen haben offenbar ein sehr feines Gespür für soziale Unwuchten in unserem Land. Denn auch das deutsche Jobwunder der letzten Jahre, kann nicht über das stetige Auseinanderdriften von Arm und Reich hinwegtäuschen“, erklärt AWO Vorstandsvorsitzender Wolfgang Stadler. Auffällig dabei: Dieses Ungerechtigkeitsempfinden ist unbeeinflusst vom Alter, Geschlecht und Bildungsgrad der Befragten. Selbst Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 3000 Euro und mehr sagen zu 87 Prozent, dass die Unterschiede zwischen Arm und Reich gravierender geworden sind.

„Die Politik sollte daraus die richtigen Schlüsse ziehen, denn die Gesellschaft ist sich durchaus bewusst, dass es, um diesen Trend umzukehren, eine mutige politische Steuerung braucht“, hebt Stadler hervor. Denn auf die Frage, ob der Staat bei wachsenden Vermögensunterschieden eingreifen sollte, sind die Aussagen ebenso eindeutig. Insgesamt 71 Prozent wollen, dass der Staat hier stärker steuert und regulierend tätig wird. „Die Mehrheit wünscht sich demnach einen Staat, der auf den Ausgleich innerhalb verschiedener Bevölkerungsgruppen abzielt“, unterstreicht der Vorstandsvorsitzende. Ausdrucksstark drängen sich dabei auch die Ergebnisse in Korrelation zur Parteipräferenz auf. Demnach fordern 59 Prozent der Befragten, die den Unionsparteien nahe stehen, den Staat auf, stärker etwas gegen die Vermögensunterschiede im Land zu unternehmen. Bei der SPD sind es 77 Prozent, bei der Linkspartei 95 Prozent und bei Bündnis 90/Die Grünen 87 Prozent, die eine entschiedene, umverteilende Politik herbeisehnen. Diese Ergebnisse belegen einmal mehr: „Parteien und Regierungen dürfen auf Dauer keine Politik machen, die an den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht. Mit einem solchen Handeln, wie es leider in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu beobachten ist, gefährden sie langfristig das demokratische und vor allem soziale Miteinander in Deutschland“, betont Stadler.

Berechtigterweise stellt sich auch die Frage, welche Rolle den Wohlfahrtsverbänden zur Unterstützung benachteiligter Bevölkerungsgruppen und Armutsbekämpfung zukommen sollte. „Dass 92 Prozent der Befragten im Handeln der AWO und anderen Verbänden eine ‚wichtige‘ bis ‚sehr wichtige‘ Rolle sehen, ermutigt uns in unserem stetigen Streiten für eine solidarische Gesellschaft“, so Stadler. Insbesondere die Wertschätzung junger Menschen ‑ 18 bis 29-Jährige weisen den Wohlfahrtsverbänden zu 93 Prozent eine wichtige bis sehr wichtige Rolle zu ‑ sei ein Fingerzeig für die Bedeutung der Wohlfahrtsverbände in der Zukunft. Die AWO Forderungen die Vermögensbesteuerung in Deutschland neu zu gestalten ist deshalb absolut richtig. Die AWO fordert die Abgeltungssteuer wieder abzuschaffen und will, dass Veräußerungsgewinne aus dem Verkauf von Finanztiteln sowie Dividenden und Zinsen in die progressive Besteuerung zurückgeführt werden. Zudem ist die seit 1997 aufgehobene Vermögenssteuer einzuführen und die Freibeträge der Erbschafts- und Schenkungssteuer zu senken. „Das Werkzeug für eine gerechtere Gesellschaft liegt parat, die Politik muss es nur nutzen“, schließt der Vorstandsvorsitzende ab.

Die aktuellen Ergebnisse des AWO Sozialbarometer sind unter: http://www.awo-sozialbarometer.org/ abrufbar. Das AWO-Sozialbarometer fragt nach sozialpolitisch relevanten Themen in Deutschland. Die Studie wird von TNS-Infratest durchgeführt.





Unternehmen müssen Gleichberechtigung von Mann und Frau gewährleisten

4 03 2013

Aktuelles AWO Sozialbarometer zum Thema Quote für Frauen in Führungen von Unternehmen

Berlin, 04. März 2013. Laut aktuellem AWO Sozialbarometer sprechen sich 67 Prozent der Befragten dafür aus, dass Unternehmen selbst einen Frauenanteil für höhere Führungspositionen festlegen. 23 Prozent sehen in gesetzlichen Maßnahmen eine Lösung. „Ich bin offen gestanden ein wenig überrascht über das Ergebnis und dem offenkundigen Grundvertrauen, das die Bürger in die Eigeninitiative von Unternehmen haben“, so der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Die zurückliegenden Jahrzehnte hätten leider bewiesen, dass von Seiten zahlreicher Unternehmensführungen nichts passiert sei, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen.

„Angesichts des Ergebnisses kann man nur umso dringender an die Verantwortlichen in Unternehmen appellieren, sich endlich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und das Thema verlässlich anzugehen“, fordert der AWO Bundesvorsitzende. Eigentlich seien gesetzliche Maßnahmen unabdingbar, um die Teilhabechancen von Frauen und Männern im Erwerbsleben zu ermöglichen. „Sobald solche gesetzlichen Maßnahmen jedoch zur Diskussion stehen, treten Unternehmensvertreter auf den Plan, um diese zu bekämpfen. Gleichzeitig tun sie aber wiederum viel zu wenig, um mehr Frauen in Führungsposition zu etablieren“, betont Stadler. „Es wäre mehr als wünschenswert, wenn sich die Unternehmensführungen anlässlich des Weltfrauentages am 8. März einmal besinnen und an die eigene Nase fassen, um endlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Erwerbsalltag verlässlich herzustellen“, so der AWO Bundesvorsitzende.

TNS Infratest fragte für das AWO Sozialbarometer 1.000 Personen: „Damit in Zukunft in Deutschland mehr Frauen in höhere Führungspositionen in Unternehmen kommen, gibt es zwei verschiedene Vorschläge. Der eine sieht vor, großen Unternehmen per Gesetz einen festen Anteil von Frauen in Führungspositionen vorzuschreiben. Nach dem anderen Vorschlag sollen die Unternehmen selbst einen Anteil festlegen, den sie innerhalb einer bestimmten Frist erreichen müssen. Welchen der beiden Vorschläge finden Sie besser? Gesetzlich vorgeschriebener Frauenanteil; Selbst gewählter Frauenanteil; Spontan: bin gegen mehr Frauen in Führungspositionen; Weiß nicht/keine Angabe“

Weitere Informationen unter www.awo-sozialbarometer.org

 





Furcht vor finanzieller und sozialer Not im Alter nimmt zu Aktuelles AWO Sozialbarometer zum Thema Armut

15 01 2013
 
Nach Ihren persönlichen Zukunftssorgen gefragt, überwiegt bei den Bürgern laut aktuellem AWO Sozialbarometer vor allem die Sorge vor finanzieller und sozialer Not im Alter: Dabei haben 58 Prozent Angst, dass sie von ihrer Rente in Zukunft nicht den Lebensunterhalt bestreiten können. Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) haben die Sorge, Ihre Mittel könnten später nicht ausreichen könnten, um sich vor allem bei Pflegebedürftigkeit eine angemessene Versorgung leisten zu können. „Die Zahlen zeigen, dass die Politik in Rentenfragen radikal umdenken muss“, so der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. „Gefordert ist dringender denn je ein Konzept, das auch zukünftigen Rentnern eine armutsfeste Rente garantiert“, erklärt der AWO Bundesvorsitzende. Dies gelinge nur dann, wenn die gesamte berufstätige Bevölkerung in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt. „Das Rentensystem braucht mehr Solidarität. Schluss mit den Sonderwegen für Beamte und einzelne Berufsgruppen“, fordert Stadler und ergänzt: „Die Altersarmut vieler zukünftiger Rentner wird nur dann verhindert, wenn die Einnahmen der Rentenversicherung gesteigert werden“.
 
Gleiches gilt ebenso für eine sozial gerechte Pflege im Alter. „Deshalb fordert „die AWO schon seit geraumer Zeit die Einführung einer Pflege-Bürgerversicherung“, so AWO Bundesvorsitzender Stadler. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zur Verminderung von sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit leisten.
 
Für das aktuelle AWO Sozialbarometer wurden noch weitere Fragen zum Thema Armut gestellt, die Besorgnis erregende Ergebnisse zu Tage fördern: So sind etwa 85 Prozent der Bundesbürger der Ansicht, dass die Armut in Deutschland in den letzten fünf Jahren eher zugenommen hat. 83 Prozent glauben, die Situation werde sich in den kommenden Jahren eher noch verschlechtern. Gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) machen in erster Linie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dafür verantwortlich und nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent) sieht die Schuld dafür bei den Betroffenen selbst. „Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache und räumen endlich mit dem immer wieder gestreuten Gerücht auf, dass die betroffenen Menschen an ihrer Situation vor allem selbst Schuld seien und sich doch bitte zuvorderst selbst aus ihrer Armutsfalle befreien sollten“, so der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.
 
Als wichtigste staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut werden der Einsatz für mehr Chancengleichheit im Bildungsbereich und auf dem Arbeitsmarkt sowie staatliches Engagement zur angemessenen Versorgung von Pflegebedürftigen unabhängig von der finanziellen Situation des Einzelnen gesehen. Jeweils drei Viertel der Deutschen (75 bzw. 74 Prozent) halten die Umsetzung dieser Maßnahmen für äußerst oder sehr wichtig. 63 Prozent halten darüber hinaus die Einführung eines bundesweit einheitlichen Mindestlohns und Rentenverbesserungen für Mütter (61 Prozent) für wichtige Schritte zur Armutsbekämpfung. „Diese Erkenntnisse sind leider auch nicht neu, bestätigen aber umso mehr, dass endlich in diesem Sinne politisch gehandelt werden muss. Eine Politik, die dauerhaft an den Menschen vorbeigeht, führt langfristig zu einer Gefahr für das demokratische Miteinander in Deutschland“, betont Stadler.
 
Weitere Informationen und Grafiken unter www.awo-sozialbarometer.org
 




Bürger erwarten von Politik mehr soziale Gerechtigkeit

4 12 2012

Aktuelle Umfrage des AWO Sozialbarometers

Berlin. 46 Prozent aller befragten Bürger geben im aktuellem AWO Sozialbarometer* an, dass soziale Gerechtigkeit für sie die Aufgabe ist, um die sich die Politik in erster Linie kümmern sollte. Erst danach kommen die Aufgaben „Arbeitsplätze sichern und neue schaffen“ mit 31 Prozent und „Die Wirtschaft in Deutschland voranbringen“ mit 19 Prozent. „Wieder einmal beweist das Ergebnis, dass soziale Gerechtigkeit für die Menschen von großer Bedeutung ist“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die Zahlen. Die Bürger hätten ein Gespür dafür, wenn es ungerecht zugeht: wenn etwa die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird; wenn etwa die Stromkosten steigen und die Stromunternehmen trotzdem hohe Gewinne einfahren; und wenn die Steuerzahler immer wieder für die finanziellen Folgen der Eurokrise herangezogen werden, aber die eigentlichen Verursacher, wie zum Beispiel die Banken kaum bis gar nicht zur Verantwortung gezogen werden.

„Verantwortliche aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen auf den diagnostizierter Wunsch nach mehr sozialer Gerechtigkeit konkret eingehen und zum Beispiel eine Finanztransaktionssteuer, Mindestlöhne, Bürgerversicherungen einführen, da sich sonst immer mehr Menschen vom Staat, vom gesellschaftlichen Miteinander abwenden und so mittel- bis langfristig auch der Demokratie den Rücken kehren“, betont der AWO Bundesvorsitzende und ergänzt: „Die AWO nimmt die Sorgen der Bürger ernst, auf ihrer gerade zu Ende gegangenen Bundeskonferenz gab es zahlreiche Beschlüssen zum Thema soziale Gerechtigkeit.“

*Die AWO fragt 1.000 Menschen: Wenn Sie einmal an das kommende Jahr denken: Um welche der folgenden Aufgaben sollte sich die Politik in Deutschland Ihrer Meinung nach in erster Linie kümmern: „Für soziale Gerechtigkeit sorgen“ oder „Arbeitsplätze sichern und neue schaffen“ oder „Die Wirtschaft in Deutschland voranbringen“?

Weitere Informationen unter www.awo-sozialbarometer.org





AWO Sozialbarometer: Gerechtigkeit für Bundesbürger wichtigster Wert

6 11 2012

Aktuelle Umfrage des AWO Sozialbarometers

Berlin, 05. November 2012. 76 Prozent aller befragten Bürger, geben im aktuellem AWO Sozialbarometer* an, dass Gerechtigkeit für sie der wichtigste Wert ist. Knapp dahinter liegt der Wert der Freiheit, den stufen immerhin 75 Prozent der Befragten als sehr wichtig ein. „Gerechtigkeit und Freiheit sind zentrale Grundwerte einer jeden Demokratie“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die Zahlen. Umso mehr muss der Staat seiner Pflicht zur Daseinsfürsorge nachkommen, um Ungerechtigkeiten zu kompensieren. Er muss vor allem dafür sorgen, dass alle Bürger die gleiche und gerechte Chance der sozialen und politischen Teilhabe erhalten.“

Nur jedem zweiten Bundesbürger (43 Prozent) ist auch der Wert der Solidarität sehr wichtig. „Die Solidarität ist ein sensibler Wert, der gerade in schwierigen Zeiten immer auf eine harte Probe gestellt wird. Wird der Sozialstaat weiter beschnitten, sind Auswirkungen auf das soziale Miteinander möglich. Die Folge wäre eine weitere Gefährdung des solidarischen Miteinanders“, warnt Stadler. In einer solidarischen Gesellschaft müssten selbstverständlich jene unterstützt werden, die materiell weniger haben – auch und vor allem von denen, die materiell wie finanziell im hohen Maße abgesichert sind. „Die AWO fordert von den politischen Verantwortlichen, dass sie die Werte Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität konkret mit Leben füllen, damit diese auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht zu reinen Worthülsen verkommen“, betont der AWO Bundesvorsitzende – etwa über die Einführung einer Vermögenssteuer, dem gleichen Zugang zu Bildung oder der Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung in der Gesundheits- und Altersvorsorge.

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehört zu den sechs Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland. Auf der Grundlage ihrer unverrückbaren Grundwerte von Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit hat die AWO seit ihrer Gründung 1919 jene Menschen im Blick, die aus unterschiedlichen Gründen zu den sozial Schwachen der Gesellschaft gehören.

*Die AWO bat 1.001 Menschen: Sagen Sie mir zu jedem Wert (Solidarität, Freiheit, Gerechtigkeit), ob dieser für Sie persönlich sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder überhaupt nicht wichtig ist.

Weitere Informationen unter www.awo-sozialbarometer.org





AWO fordert wirksame Maßnahmen gegen Altersarmut

19 10 2012

Berlin, 18. Oktober 2012. „Den zukünftigen Rentnern läuft die Zeit weg“, zeigt sich der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler betroffen, angesichts der heute veröffentliche Zahl des Statistischen Bundesamtes, nach der die Zahl der Rentner, die eine staatlicher Grundsicherung beziehen müssen 2011 erneut um 5,9 Prozent gestiegen ist. „Was die Zahlen jetzt zeigen, ist erst der Anfang“, ist  Stadler sicher, denn: „Wenn nicht umgehend Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, wird in den kommenden Jahren Altersarmut normal werden.“ Mit Blick auf die heutige und morgige Rentendebatte im Bundestag erklärt Stadler: „Der Staat kann nicht alle Probleme lösen, in dem er sie privatisiert. Das ständige Rufen nach privater Vorsorge ist eine unsägliche Flucht der Bundesregierung aus ihrer ureigensten Verantwortung für die Bürger.“

Gerade die Arbeitnehmer, die im Niedriglohnbereich tätig sind, würden kaum über die Runden kommen. „Eine zusätzliche private Vorsorge können sie sich schlicht nicht leisten“, betont Stadler und ergänzt: „Das Niedriglohnsystem hat sich zur Armutsfalle für Millionen Bürger entwickelt. Dagegen helfen nur armutsfeste Löhne. Ein allgemeiner Mindestlohn wäre der erste wichtige Schritt.“

Die Empfänger der Grundsicherung im Alter leben von rund 725 Euro inklusive Mietkosten. „Zu wenig“, findet Stadler, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Neben der Höhe, ist vor allem die steigende Zahl der Hilfeempfänger beängstigend.  „Vor allem im Osten Deutschlands, wo langsam die Jahrgänge in Rente gehen, die als so genannte „Wendeverlierer“ gelten, werden arme Rentner zum Normalfall“, befürchtet Stadler. Deshalb müssten jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Zum Schutz der zukünftigen Rentner vor Altersarmut fordert die AWO:

·         Festschreibung des Niveaus der Gesetzlichen Rentenversicherung mindestens auf den derzeitigen Stand von 51 Prozent vom Bruttolohn minus Sozialabgaben,

·         Stärkung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, Bekämpfung des Niedriglohnsektors und der schlechten Bezahlung von Frauen,

·         Einen Besseren und abschlagsfreien Zugang zur Erwerbsminderungsrente,

·         Eine Konzentration auf die beitragsfinanzierte und solidarische gesetzliche Rentenversicherung. Diese muss zur Erwerbstätigenrente werden (das heißt, sie wird ausgeweitet auf Beamte, Selbständige etc.),

·         Beibehaltung bzw. den Ausbau der paritätischen Finanzierung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber,

·         Konzentration auf die umlagefinanzierte Sozialversicherung (Private Vorsorge darf nur eine zusätzliche und keine notwendige Option sein),

·         Bessere Anerkennung von gesellschaftlichen Aufgaben der Kindererziehung und Pflege von Angehörigen,

·         Finanzierung dieser gesellschaftlichen Aufgaben aus Steuermitteln.

Die AWO fragte in ihrem letzten Sozialbarometer 1.000 Bürger: Fürchten Sie, dass Sie im Ruhestand von Altersarmut betroffen sind, also dass Sie dann nicht ohne staatliche oder familiäre finanzielle Unterstützung auskommen?

42 Prozent bejahten dies. Weitere Ergebnisse: http://www.awo.org/aktuelles-und-presse/awo-sozialbarometer/





Fast die Hälfte aller Bürger befürchtet eigene Altersarmut

1 10 2012

Aktuelle Umfrage des AWO Sozialbarometers

Berlin, 01. Oktober 2012. 42 Prozent aller befragten Bürger fürchten laut dem aktuellem AWO Sozialbarometer* im Ruhestand nicht ohne staatliche oder familiäre finanzielle Unterstützung auszukommen und damit von Altersarmut betroffen zu sein. Als die AWO vor genau einem Jahr 1.000 Bürgern die gleiche Frage stellte, fürchtete „nur“ jeder Dritte die eigene Armut im Alter. „Wenn die aktuelle Rentenpolitik weiter fortgeführt wird, sorgen sich diese Menschen leider völlig zu Recht“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die Zahlen und fordert: „Wer ein Leben lang gearbeitet hat, muss sich darauf verlassen können, dass seine Rente seinen Lebensstandard sichert.“

Würde die Rente wie geplant ab 2030 auf 43 Prozent des Nettoeinkommens abgesenkt werden, müsste eine große Bevölkerungsgruppe zum Sozialamt gehen. Um im Alter überhaupt auf das Niveau der Grundsicherung zu kommen, muss ein Arbeitnehmer 45 Jahre lang rund 1.600 Euro brutto verdienen. „Die Rente muss armutsfest sein“, fordert Stadler. Die AWO fordert deshalb:

· Festschreibung des Rentenniveaus der Gesetzlichen Rentenversicherung mindestens auf den derzeitigen Stand von 51 Prozent vom Bruttolohn minus Sozialabgaben.
· Stärkung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, Bekämpfung des Niedriglohnsektors und der schlechten Bezahlung von Frauen.
· Besserer und abschlagsfreier Zugang zur Erwerbsminderungsrente.
· Konzentration auf die beitragsfinanzierte und solidarische gesetzliche Rentenversicherung. Diese muss zur Erwerbstätigenrente werden (das heißt, sie wird ausgeweitet auf Beamte, Selbständige etc.). Die paritätische Finanzierung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist beizubehalten bzw. auszubauen.
· Private Vorsorge darf nur eine zusätzliche und keine notwendige Option sein.
· Die gesellschaftlichen Aufgaben der Kindererziehung und Pflege von Angehörigen sind anzuerkennen. Die Finanzierung dieser gesellschaftlichen Aufgaben hat aus Steuermitteln zu erfolgen.
· Anhebung der steuerfinanzierten Grundsicherung im Alter auf ein auskömmliches Niveau.

*Die AWO fragte 1.000 Menschen: Fürchten Sie, dass Sie im Ruhestand von Altersarmut betroffen sind – also, dass Sie dann nicht ohne staatliche oder familiäre finanzielle Unterstützung auskommen?
Die Studie wird von TNS-Infratest durchgeführt.
Weitere Informationen unter http://www.awo-sozialbarometer.org





Deprimierendes Ergebnis: „AWO Umfrage: Zwei Drittel der Bürger wollen weniger deutsche Solidarität mit Europa“

4 09 2012

Aktuelle Umfrage des AWO Sozialbarometers

Berlin, 03. September 2012. „Ein deprimierendes Ergebnis, das jedoch angesichts der einseitig geführten Europa-Debatte in Deutschland nicht weiter verwundern braucht“, kommentiert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler die Ergebnisse des neuesten AWO-Sozialbarometers. Wie TNS Infratest im Auftrag der AWO ermittelte, wünschen sich 68 Prozent der 1.000 befragten Bürger von der Bundesregierung weniger Solidarität mit schwächeren EU-Staaten. „Die Ergebnisse zeigen erstmals in aller Deutlichkeit, dass es in Deutschland kein solidarisches Miteinander mit Europa gibt“, bedauert Stadler und fordert: „Die Bundesregierung sollte aufhören, die Bürger tagtäglich mit neuen Szenarien über die Kosten Europas zu verschrecken und ihnen stattdessen endlich erklären, warum Europa wichtig für uns ist.“

Besonders irritierend ist es, dass Europa vor allem in der so genannten Mitte der Gesellschaft schlecht wegkommt: So lehnen zum Beispiel 74 Prozent der Bürger mittleren Alters (30-59 Jahre) und über 70 Prozent der Verdiener von mittleren (1.500 – 3.000 Euro Haushaltseinkommen) und hohen Einkommen (ab 3.000 Euro Haushaltseinkommen) mehr deutsche Solidarität für die Europäische Union ab. Schuld daran seien sicher auch die Krisenstrategie der Bundesregierung und die einseitigen Debatten in der medialen Öffentlichkeit. „Die ausschließliche Betonung einer wirtschaftlich ausgerichteten Kosten-Nutzen-Rechnung, treibt die Bürger in die Europa-Ablehnung“, ist Stadler überzeugt und fügt hinzu: „Das soziale Europa und die Idee eines europäischen Sozialstaats wurde und wird nirgends thematisiert beziehungsweise systematisch ignoriert.“

Dabei wäre eine solche Debatte umso dringender geboten angesichts immer wieder skizzierter Krisenszenarien, wonach ein Zerbrechen der Eurozone die Arbeitslosigkeit, vor allem die Jugendarbeitslosigkeit, in Europa in die Höhe schnellen ließe und somit den sozialen Zusammenhalt noch mehr auf die Probe stellt. Eine Debatte um ein soziales Europa sei auch deswegen notwendiger denn je, weil „in manchen EU-Staaten der Einfluss politischer Gruppen am rechten Rand erkennbar größer wird und gegen diese Entwicklung alle Demokraten entschlossener vorgehen müssen“, fordert der AWO Bundesvorsitzende Stadler.

*Die AWO fragte 1.000 Menschen: Wenn Sie jetzt einmal an die Krise der Europäischen Union und die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Staaten denken: Wünschen Sie sich, dass Deutschland mehr Solidarität mit den schwächeren EU-Staaten zeigt oder wünschen Sie das nicht? Die Studie wurde von TNS-Infratest durchgeführt.

Weitere Informationen zum Sozialbarometer unter www.awo-sozialbarometer.org





AWO Umfrage: Deutliche Mehrheit der Bürger möchte weiterhin mehr direkte Beteiligung an politischen Entscheidungen

7 08 2012

Berlin, 06.Augst 2012. 77 Prozent der befragten Bürger sind laut AWO-Sozialbarometer für mehr direkte Beteiligung an politischen Entscheidungen. Im Februar 2011 hatten sich 79 Prozent der Befragten so geäußert. „Der aktuelle Befund zeigt erneut“, so der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler, „dass die Bürger weiterhin angemessenen an politischen Entscheidungen beteiligt werden möchten. Dies dürfen die politisch Verantwortlichen nicht länger ignorieren.“

Angesichts der fortwährenden Wirtschafts- und Finanzkrise geraten die ordentlichen parlamentarischen Verfahren zusehends unter Druck; immer wieder auch versehen mit dem Hinweis auf notwendige, rasche Entscheidungen, da „die“ Märkte sonst negativ reagieren würden. „Die Menschen erkennen dies und möchten umso ernster genommen werden und haben deshalb offenbar ein großes Interesse, politische Entscheidungen konkret mit beeinflussen zu können“, konstatiert der AWO Bundesvorsitzende. Es gehe dabei nicht darum, dass parlamentarische System in Deutschland zu hinterfragen. Doch ein weiterer Vertrauensverlust in politische Institutionen könne nur verhindert werden, wenn politische Entscheidungen zusätzlich über transparente Verfahren und Debatten mit direkter Beteiligung der Bürger erfolgten. „Denn nur so erhalten politische Entscheidungen von großer Tragweite – wie es etwa die Milliarden schweren Rettungspakete oder Fragen zur Reichweite europäischer Entscheidungsbefugnisse sind – jene Legitimation, die sie benötigen“, betont Stadler.

Für die AWO sind Transparenz und die Beteiligung der Menschen an gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen von jeher Voraussetzung eines demokratischen Miteinanders. Je weiter dies in Frage gestellt werde, umso größer „ist die Gefahr, dass dieses Miteinander mehr und mehr zerfällt und so über kurz oder lang die Frage nach dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland insgesamt gestellt werden muss“, befürchtet AWO Bundesvorsitzender Stadler.

*Die AWO fragte 1.000 Menschen: In letzter Zeit wurde in Deutschland viel über die Beteiligung der Bürger an wichtigen politischen Entscheidungen diskutiert. Was ist Ihre Meinung? Sollten die Bürger ausschließlich über Wahlen Einfluss auf die Politik nehmen oder sollten die Bürger an wichtigen politischen Entscheidungen auch direkt beteiligt werden?

Mehr Informationen unter: www.awo-sozialbarometer.org